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Existenzschutz: lückenhaft

Die Deutschen verzichten ausgerechnet auf solche Versicherungen, die wichtige existentielle Risiken absichern. So haben nur ein Bruchteil der Bürger eine Risikolebensversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Das geht aus der jüngsten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018 des Statistischen Bundesamts hervor.

Der Hausrat ist gut abgesichert: die Hinterbliebenen und die eigene Arbeitskraft sind es nicht. So lässt sich das Ergebnis der jüngsten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes pointieren. Während nämlich immerhin rund 76 Prozent aller deutschen Haushalte über eine private Hausratversicherung verfügen, so haben eine Risikolebensversicherung (RLV) gerade einmal 17 Prozent der Haushalte. Auch Berufsunfähigkeits-Policen finden sich nur etwa in jedem vierten Haushalt (26 Prozent). Für die Umfrage wurden mehr als 60.000 Haushalte in Deutschland befragt.

Risikolebensversicherung: Absicherung von Lebenspartner und Kindern

Überraschend ist das Ergebnis insofern nicht, weil diese wichtigen Policen sehr unangenehme Themen berühren. Beispiel Risikolebensversicherung: Mit einem solchen Vertrag können die Versicherten ihre Kinder und Lebenspartner für den Fall absichern, dass sie einmal früh aus dem Leben scheiden. Wer macht sich über diesen Fall schon ernsthaft Gedanken? Es ist ein Thema, das gerne verdrängt wird.

Und doch ist es wichtig, auch hierfür Vorsorge zu treffen. Wenn ein Einkommen in der Familie wegbricht, bedeutet das für Angehörigen oft die Verschuldung. Zu den emotionalen Ausnahmezuständen kommen dann noch finanzielle Probleme hinzu. Das gilt auch bereits für junge Familien: speziell dann, wenn ein Haus oder Kredit abbezahlt werden muss. Laut dem Verschuldungsatlas des Statistischen Bundesamtes sind kritische Lebensereignisse wie der Tod eines Lebenspartners, Unfälle oder das Ausscheiden aus dem Beruf mit die häufigsten Gründe, weshalb Menschen eine Schuldenlast auf sich laden und eine Schuldnerberatung aufsuchen müssen.

Damit wäre auch bereits der zweite wichtige Schutz angesprochen: die private Berufsunfähigkeitsversicherung. Immerhin fast jeder Vierte muss vorzeitig seinen Job aufgeben und schafft es nicht bis zum „normalen“ Rentenalter. Keineswegs sind davon nur ältere Beschäftigte oder Menschen mit schwerer körperlicher Tätigkeit betroffen. Aus Zahlen der Versicherungswirtschaft geht hervor, dass jede dritte Berufsunfähigkeits-Rente aufgrund psychischer Krankheiten ausgezahlt wird. Im Schnitt werden Menschen mit 44 Jahren berufsunfähig.

Hier gilt es also vorzusorgen, denn auf Vater Staat allein ist kein Verlass. Nach einer Gesetzesreform 2001 hat sich die deutsche Rentenversicherung fast komplett aus der Absicherung des Berufs zurückgezogen und leistet nur noch bei der sogenannten Erwerbsunfähigkeit: zumindest für Beschäftigte, die nach dem 1. Januar 1961 auf die Welt kamen. Seither nimmt die Rentenkasse keine Rücksicht mehr auf Status und Einkommen des zuvor ausgeübten Berufes. Volle Erwerbsminderung nach dem 6. Sozialgesetzbuch liegt erst dann vor, wenn der Betroffene wegen Krankheit oder Behinderung weniger als drei Stunden täglich arbeiten kann — egal in welcher Tätigkeit.

Hier haben viele Deutsche folglich Lücken in der Risikovorsorge: Obwohl das Klischee besagt, sie seien eher überversichert. Positiv ist immerhin, dass in mehr als acht von zehn Haushalten (83 Prozent) mittlerweile eine private Haftpflichtversicherung vorhanden ist, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Zur Erinnerung: Wer Dritten einen Schaden zufügt, und sei es nur aus Leichtsinn oder Unachtsamkeit, haftet mit seinem kompletten Privatvermögen.

 

 

René Schmidtke
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