Nicht einmal jeder fünfte Bundesbürger hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung
Nehmen die Bundesbürger das Risiko einer Berufsunfähigkeit zu wenig ernst? Diesen Schluss lässt erneut eine Umfrage zu, diesmal vom Online-Portal Statista durchgeführt. In der repräsentativen Umfrage antworteten auf die Frage: „Welche Vorsorgeversicherungen haben Sie aktuell?“ nur 18 Prozent der Befragten, dass sie derzeit eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abgeschlossen haben. Das ist nicht einmal jeder fünfte!
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ist aber wichtig. Zur Erinnerung: Nach Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) scheidet jeder vierte Arbeitnehmer aus seinem Beruf aus, bevor er das Renteneintrittsalter erreicht hat.
Der häufigste Grund für das Aus im Beruf sind hierbei nicht etwa körperliche Ursachen, sondern psychische Erkrankungen mit mehr als 30 Prozent aller Neuerkrankungen. Kein Wunder, sehen sich doch viele Menschen mit einem hohen Leistungsdruck im Beruf konfrontiert. Zudem verschwimmen Arbeitszeit und Freizeit immer mehr, seit die Erwerbstätigen dank Smartphone und Co. rund um die Uhr erreichbar und online sind. Wer hat nicht schon zuhause betriebliche Mails gecheckt oder einen Anruf des Chefs erhalten?
Interessant ist ein Blick darauf, mit welchem Alter die Menschen ihren Beruf aufgeben müssen. Denn keineswegs sind nur ältere Personen betroffen. Wie der Dachverband der Versicherer (GDV) berichtet, tritt die Berufsunfähigkeit durchschnittlich im Alter von 47 Jahren ein. Da haben viele Erwerbstätige noch fast ein Drittel ihres Berufslebens vor sich.
Hohes Armutsrisiko für Menschen, die Beruf aufgeben müssen
Das Risiko zu verarmen ist groß, wenn man aus dem Beruf ausscheidet. Schließlich sichert die Sozialversicherung seit einer Gesetzreform im Jahr 2001 nur noch die Erwerbsunfähigkeit ab: zumindest für alle Arbeitnehmer, die nach dem 1. Januar 1961 geboren wurden. Das heißt, der Staat zahlt nur dann eine Rente wegen voller Erwerbsminderung, wenn der Betroffene nicht mehr als drei Stunden täglich arbeiten kann – nicht nur in seinem, sondern in allen Berufen. Dann kann ein Arzt auch auf einen Job als Pförtner verwiesen werden. Die Zahl der Menschen, die bei Erwerbsminderung auf Grundsicherung angewiesen sind, ist entsprechend sehr hoch.
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung berücksichtigt hingegen auch den Status und das Einkommen des Berufes, in dem der Versicherte zuvor gearbeitet hat. Wer einen solchen Vertrag abschließen will, sollte sich zuvor umfassend beraten lassen. Die Tarife sind sehr komplex und schon beim Stellen des Antrages kann man viel falsch machen. Ein Versicherungsfachmann weiß, worauf es zu achten gilt. Dass die Versicherer durchaus in den meisten Fällen eine Leistung erbringen, zeigt eine weitere Zahl: Allein im Jahr 2016 haben die Privatversicherer rund 3,6 Milliarden Euro an BU-Renten und Kapitalzahlungen erbracht. Die ausgezahlten Summen steigen seit Jahren.